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In den 1960er Jahren entwickelte die Amerikanerin Marie Manthey ein für die damalige Zeit vollkommen neues Pflegesystem. Dieses Konzept hat sich in den letzten Jahren in Deutschland unter der Bezeichnung Bezugspflege etabliert.

Im Gegensatz zur tätigkeitsorientierten Funktionspflege ist die Bezugspflege ein an den Patienten orientiertes und auf den Pflegeprozess ausgerichtetes Pflegesystem. Hier übernimmt eine Bezugspflegekraft die komplette Verantwortung und Betreuung für einen Patienten oder eine Patientengruppe für einen längeren Zeitraum.

Der Bezugspflegekraft obliegen alle pflegerischen Maßnahmen der Grund- und Behandlungspflege. Sie muss dafür Sorge tragen, dass die Pflegebedürftigen zu jeder Tages- und Nachtzeit bestmöglich betreut werden. Allerdings können einzelne Aufgaben von der Bezugspflegekraft an zugeordnetes Hilfspersonal übertragen werden. Dazu gehören zum Beispiel Pflegehelfer, Auszubildende oder Zivildienstleistende.

Diese Kräfte haben sich an den Anweisungen der Bezugspflegekraft zu halten und dürfen nur in Ausnahmesituationen davon abweichen, so zum Beispiel wenn sich der Gesundheitszustand des Pflegebedürftigen plötzlich gravierend verändert.

Die Zuordnung einer Gruppe von Pflegebedürftigen zu einer Bezugspflegekraft kann sowohl nach räumlichen Kriterien, wie beispielsweise einen Flurabschnitt, einem Stockwerk oder einige bestimmte Zimmer als auch nach ausgewählten pflegerischen Kriterien erfolgen. So können zum Beispiel Pflegebedürftige einer bestimmten Pflegestufe oder einer bestimmten Erkrankung wie Demenz oder Diabetes mellitus zu einer Gruppe zusammen gefasst werden.

Da die Bezugspflegekraft den Pflegebedürftigen, seine Krankengeschichte und seine Bedürfnisse bestens kennt sowie ein umfassendes Bild vom bisherigen Verlauf der Pflege hat, kann sie die Betreuung optimal planen. Pflegehandlungen können besser strukturiert werden. Wegezeiten und ablaufbedingte Wartezeiten nehmen ab. Der größte Vorteil liegt wohl im Aufbau eines innigen Vertrauensverhältnisses zwischen dem Pflegebedürftigen und der Bezugspflegekraft. Dieses wirkt sich nicht nur positiv auf die Pflege aus, sondern erleichtert die Arbeit in vielerlei Hinsicht.

Gleichzeitig steigt mit der Bezugspflege aber auch der Koordinationsbedarf, da ein stetiger Informationsfluss zu den anderen Mitarbeitern erfolgen muss. Darüber hinaus kann sich eine Hierarchie zwischen der Bezugspflegekraft und den im selben Bereich eingesetzten Hilfspersonal entwickeln, da diese nicht gleichermaßen befugt sind. Durch einen stetigen, direkten und gleichbleibenden Ansprechpartner kann ein Personalwechsel, hervorgerufen durch Urlaub oder Krankheit der Bezugspflegekraft, beim Pflegebedürftigen Verwirrung und Verschlossenheit auslösen.

Alles in Allem aber stellt dieses Pflegesystem ein hohes Maß an Kontinuität sicher, was wiederum zu größerer Zufriedenheit sowohl bei dem Pflegebedürftigen, seinen Angehörigen sowie seinen Pflegekräften führt.

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