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Was ein gutes Hörgerät ausmacht

21. März 2016

Mit zunehmendem Alter ist das Nachlassen des Gehörs ein weit verbreitetes Phänomen. Allein hierzulande hören rund 15 Millionen Menschen schlecht. Das kann gravierende Folgen haben, vor allem in fortgeschrittenen Alter. Wer nicht mehr kommunizieren kann und somit keine aktive Beziehung zu seiner Umwelt hat zieht sich zwangsläufig in die soziale Isolation zurück. Oftmals ist eine Altersdepression nicht ausgeschlossen.

Studien zufolge behindert Altersschwerhörigkeit die Kommunikation bei etwa 37 Prozent der 61- bis 70-Jährigen. In der Altersgruppe der 71- bis 80-Jährigen sind es circa 60 Prozent. Doch die wenigsten davon tragen Hörgeräte. Viele halten Hörhilfen für zu teuer oder misstrauen der Klangqualität.

Da sich aber eine Schwerhörigkeit massiv auf die Lebensqualität auswirkt, ist es wichtig, diese frühzeitig zu diagnostizieren und mit einem Hörgerät für Abhilfe zu sorgen. Denn eine unbehandelte und unversorgte Schwerhörigkeit kann fatale Folgen haben, da sich das Gehirn an den Hörverlust gewöhnt. Je länger und ausgeprägter ein Hörverlust vorliegt, umso mehr geht die Fähigkeit verloren, akustische Sinneseindrücke zu verarbeiten. Aus diesem Grunde ist es wichtig, möglichst rechtzeitig mit der Hörgeräteversorgung zu beginnen.

Auf dem deutschen Markt werden fast 2.000 verschiedenartige Hörgeräte-Modelle angeboten. Dabei sind die Preise der Hörhilfen äußerst unterschiedlich. Die meisten Modelle bewegen sich im Bereich zwischen 500 und 2.500 EUR pro Ohr. Jedoch gibt es auch luxuriöse Modelle, die weit darüber liegen und pro Ohr mehrere tausend Euro kosten können. Allerdings gibt es auch Hörgeräte, die von den Krankenkassen vollständig übernommen werden.

Seit dem 01. November 2013 erhalten gesetzlich Krankenversicherte, die ein Hörgerät benötigen, höhere Zuschüsse für bessere digitale Hörhilfen. Demnach übernehmen die Krankenkassen einheitlich 784,94 EUR pro Hörgerät. Werden jedoch für beide Ohren Hörhilfen benötigt, wird der volle Betrag nur für ein Hörgerät bezahlt, für das zweite gilt ein Abschlag von 140 EUR, so dass die Krankenkassen insgesamt 924,94 EUR zahlen.

Kassenpatienten bekommen ein Hörgerät jedoch erst verschrieben, wenn sie zuvor von einem HNO-Facharzt untersucht wurden. Danach sollte man sich bei seiner Krankenkasse erkundigen, welche Hörgeräteakustiker Vertragspartner der Kasse sind. Ferner sollte man die Angebote mindestens zweier Anbieter miteinander vergleichen.

Lange Zeit ist es her, dass Hörgeräte daumendick waren, die Batterie in der Tasche verstaut werden musste und das Klangerlebnis bestenfalls laut und unangenehm war. Mittlerweile sind aus den klobigen Schallverstärkern der 50er- und 60er-Jahre winzige Klangproduzenten geworden, die man für lange Zeit kaum noch für verbesserungsfähig hielt.

Dennoch vermag kein Hörgerät das Hören wieder vollkommen herzustellen. Zwar verbessern sich durch eine ausgefeilte Technik die Hörgeräte und der Klang fortwährend, doch alle Funktionen unseres sehr komplexen Hörorgans können sie dennoch nicht ersetzen.

Nahezu unsichtbar schwinden sie im bzw. hinter dem Ohr. Am häufigsten und am facettenreichsten sind Hörgeräte, die hinter dem Ohr getragen werden. Diese sogenannten offenen Hörhilfen sind sehr komfortabel und unauffällig. Mit einem dünnen Schlauch sind sie mit der Otoplastik – einem individuell in das Ohreingepasste Kunststoffteil – verbunden. Durch ihre Passgenauigkeit werden hohe Verstärkungsleistungen erreicht und durch die Otoplastik wird eine akustische Rückkoppelung verhindert.

Noch kleiner als die Hinter-dem-Ohr-Geräte, sind solche die im Ohr getragen werden. Hier ist die Elektronik bereits in die Otoplastik eingearbeitet. Ihr Vorteil liegt neben einem besonders hohen Tragekomfort auch in ihrer quasi Unsichtbarkeit. Im-Ohr-Geräte werden entweder in der Ohrmuschel getragen (In-The-Ear), enden zu Beginn des Gehörgangs (In-The-Canal) oder verschwinden komplett im Gehörgang (Complete-In-The Canal). Diese Im-Ohr-Geräte sind allerdings auch besonders teuer und werden in Deutschlang nur von rund zehn Prozent der Hörgeräteträger genutzt.

Mittlerweile sind dir früher üblichen analogen Hörgeräte durch die Digitaltechnik völlig vom Markt verdrängt worden. Der Verstärker eines digitalen Hörgerätes besteht aus einem Mikrophon, der wesentlich leistungsfähiger als ein rein analoger ist. Dank spezieller Signalverarbeitung werden Umgebungsgeräusche deutlich minimiert. Selbst schwierige Hörsituationen, wie auf Festen oder in Restaurants, werden problemlos gemeistert.

Die Hörgeräte empfangen den Schall und wandeln ihn in ein digitales Signal um. Dabei wird die Welle in eine Zahlenreihe zerlegt, verarbeitet und anschließend wieder in eine Welle verwandelt und an das Gehör letztlich weitergegeben. Da sie den zu übertragenden Hörbereich in mehre Kanäle übertragen können sie exakter auf den Hörverlust eingestellt werden. Daneben können sie die Schallwellen auch filtern, komprimieren und die menschliche Sprache stärker gewichten.

Weiterhin kann der Träger die heutigen modernen Hörgeräte mit einer Fernbedienung leiser als auch lauter stellen. Durch die Wahl verschiedener Programme können die Hörhilfen sogar auf bestimmte Situationen wie Gespräche oder Konzerte ausgerichtet werden. Und die Digitalen lassen sich „Via Bluetooth“ sehr einfach mit dem Fernseher oder dem Handy verbinden.

Doch bei allen Vorteilen die moderne Hörgeräte bieten, kann es Wochen oder gar Monate dauern, bis die individuelle Einstellung passt. Daher sollten mindestens vier bis acht Termine eingeplant werden. Der Erfolg stellt sich nicht wie bei einer Brille von selbst ein. Keineswegs sollte man Hörgeräte in der Schublade verschwinden lassen. Vielmehr sollte man sich den unangenehmen und anstrengenden Situationen stellen und lernen mit dem Hörgerät klarzukommen. Da das Gehirn wieder für das Hören trainiert werden muss, sollte man mal in ein Restaurant, ins Kino oder den Supermarkt gehen. Früher oder später stellt sich dann der gewünschte Erfolg ein.

 

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