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Die Einnahme bestimmter Medikamente kann das Demenzrisiko erhöhen

21. Aug. 2019

kahler baum uhrBritische Wissenschaftler um Carol Coupland von der Universität Nottingham haben einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Demenzrisiko und häufig verordneten Medikamenten, die zur Behandlung von Erkrankungen bei Blasenschwäche, des Darms, bei Krämpfen, der Atemwege, bei Parkinson, Epilepsien, Depressionen oder Psychosen eingesetzt werden, entdeckt.

Bei einer langfristigen Einnahme von Anticholinergika nimmt das Risiko an Demenz zu erkranken deutlich zu. Zu diesem Resultat kommt die wissenschaftliche Studie mit genutzten Patientendaten von 284.343 Patienten, ab einem Alter von 55 Jahren. In dieser Studie einbezogen wurden 56 Medikamente mit starker anticholinerger Wirkung. Die Auswertung erfolgte anhand von zwei Vergleichsgruppen, die hinsichtlich Alter, Geschlecht und weiterer Eigenschaften vergleichbar waren. So wurden die medizinischen Daten von 58.769 Demenzpatienten und 225.574 Patienten ohne diagnostizierte Demenz herangezogen und ausgewertet. Die Einnahme der Medikamente wurde von den Forschern über einen Zeitraum von zehn Jahren geprüft.

Die statistische Analyse ergab ein allgemein erhöhtes Demenzrisiko und bei einer Einnahme der minimalen Tagesdosis über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren erhöhte sich das Risiko eine Demenz zu entwickeln um fast 50 Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe. Jedoch waren nicht alle Medikamente gleichermaßen betroffen.

Für Anticholinergika die gegen Allergien, Magenschleimhautentzündung, Krämpfe im Magen-Darm-Trakt, Herzrhythmusstörungen oder der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) verordnet wurden, gab es kein klar erhöhtes Demenzrisiko. Anders sah es bei den Patienten aus, die anticholinerge Mittel gegen Blasenprobleme, Parkinson, Epilepsie und Antidepressiva verschrieben bekamen. Durch die Studie konnte allerdings nicht geklärt werden, ob dies durch die Medikamente hervorgerufen wurde oder auf die Charakteristika der Patientengruppen zurückzuführen ist. Die Ursachen hierfür müssen noch geklärt werden.

Genaue Urheber und Auslöser vieler Demenzerkrankungen liegen immer noch im Verborgenen. Zwar weiß man, dass bei Alzheimer eine gewisse genetische Veranlagung bei der Entstehung dieses Krankheitsbildes eine Rolle spielt. Daneben mischen aber auch mögliche weitere Faktoren, wie Ernährungsgewohnheiten, Lebensweisen, Belastung mit Schadstoffen, Kontakt mit Krankheitserregern wie Bakterien und Viren bis hin zu unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten mit.

Keinesfalls sollten betroffene Patienten ihre Arzneien vorschnell absetzen. Dies könnte gravierende Folgen haben und viel gefährlicher sein als das eventuelle Demenzrisiko. Vielmehr sind Risiken und Vorteile sorgfältig abzuwägen und alternative Behandlungsmethoden zu prüfen. Für manche Anticholinergika gibt es gute Alternativen, während in anderen Fällen die weitere Einnahme der Arzneien trotz allem die bessere Option ist.

Anticholinergene Mittel unterdrücken im Nervensystem die Einflussnahme von Acetylcholin und führen damit zur Entspannung der Muskulatur. Weil aber Acetylcholin als Botenstoff auch im Gehirn aktiv ist, treten Gedächtnisstörungen als häufige Nebenwirkung auf. Bekannt sind daneben aber auch Verwirrtheitszustände und Erinnerungsverluste. In den letzten Jahren haben sich Hinweise verdichtet, dass solche Probleme nicht nur kurzfristig auftreten, sondern vielmehr langfristig das Risiko an einer Demenz zu erkranken erhöhen.

 

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