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So finden Sie das richtige Pflegeheim

21. Feb. 2021

pixabay nursing home 5315884 1920Während sich die einen ganz bewusst für eine Veränderung ihrer bisherigen Lebens- und Wohnsituation entscheiden, kommen andere nicht mehr ohne fremde Hilfe und Unterstützung zurecht und können daher nicht mehr alleine in ihren eigenen vier Wänden leben. Sie müssen in ein Altenheim oder Pflegeheim ziehen.

Grundsätzlich sind Seniorenheime besonders für ältere Menschen mit Pflegegrad geeignet, die ihren eigenen Haushalt nicht mehr selbst führen können oder möchten. Rund um die Uhr erhalten sie im Seniorenheim die richtige medizinische und pflegerische Betreuung und daneben kommt auch die Unterhaltung nicht zu kurz. So sorgen die unterschiedlichsten Kontakt- und Freizeitmöglichkeiten nicht nur für Abwechslung sondern helfen oftmals auch aus der Isolation heraus.

Allerdings ist der Entschluss gegen die Pflege im häuslichen Umfeld nicht einfach. Denn in den meisten Fällen ist der Umzug in ein Seniorenheim eine endgültige Entscheidung und ein äußerst schwerer Schritt. Aber dann noch eine Einrichtung zu finden in der man das Gefühl hat, gut aufgehoben zu sein und sich wohl fühlt kann sich als  schwierig erweisen. Zumal keine Einrichtung allen Ansprüchen gleichermaßen gerecht werden kann.

Wie aber findet man das passende Pflegeheim fürs Alter und auf welche Kriterien sollte man bei der Auswahl achten?

 

Wie und wo möchte man seine nächsten Jahre leben?

Auf jeden Fall sollte die Einrichtung mit Bedacht ausgewählt werden. Daher gilt es im Vorfeld bereits möglichst viele Informationen über die infrage kommenden Seniorenheime zu sammeln. Denn letztendlich ist bei Nichtgefallen ein Umzug in ein anderes Seniorenheim mit erheblichem Aufwand und Kosten verbunden.

Nur umfassende und rechtzeitig eingeholte Informationen können vor unangenehmen Erfahrungen schützen. Daher sollte man seine eigenen Prioritäten festlegen. Es ist wichtig, die eigenen Ansprüche und Bedürfnisse zu äußern und auch klar zu definieren, was man keinesfalls haben möchte. So ist ein „gutes“ Pflegeheim stets eine subjektive Empfindung eines jeden Einzelnen. Was dem einen gefällt, muss einem anderen noch lange nicht passend erscheinen. Jeder Mensch stellt halt andere Ansprüche an eine Senioreneinrichtung.

Viele wünschen sich ein modernes, komfortables und helles Einbettzimmer. Wiederum andere legen großen Wert auf eine gute Küche mit einem herausragenden Verpflegungsangebot und wiederum andere begrüßen ein möglichst großes Freizeitangebot. Manch einer fühlt sich in einem christlich geführten Haus wohler, andere hingegen bevorzugen eine luxuriöse Seniorenresidenz. Folglich muss herausgefunden werden, welche Kriterien für einen im Vordergrund stehen.

 

Persönliche Checkliste

Zunächst gilt es eine eigene Prioritätenliste zu erstellen, in der alles berücksichtigt wird, was einem bei der Betreuung, Versorgung und Unterbringung im Altenheim wichtig ist. Im Folgenden haben wir einige wichtige Fragen zusammengetragen, die für manche mehr, für andere weniger von Bedeutung sind.

1.         Lage und Umgebung

  • Wie weit ist das Pflegeheim vom jetzigen Wohnort entfernt?
  • Entspricht die Lage des Altenheims den gewünschten Vorstellungen?
  • Liegt die Einrichtung eher in einer ruhigen Wohngegend oder eher zentral und es ist mit ständigem Lärm zu rechnen? Oder eher abgelegen und ohne jeglichen Anschluss an Geschäfte und des öffentlichen Lebens?
  • Sind Geschäfte, Ärzte, Apotheken, Drogerien, Friseur, Geldinstitut, Geldautomat, Cafés und Restaurants, Freizeitangebote und andere Einrichtungen gut zu Fuß erreichbar?
  • Wie gut ist die Einrichtung an den öffentlichen Nahverkehr angebunden?
  • Wie gefällt die unmittelbare Umgebung?
  • Verfügt die Einrichtung selbst über eine Grünanlage oder einen kleinen Park zum Spazierengehen?
  • Befinden sich im Umfeld Parks oder einladende Grünanlagen mit ausreichenden Sitzmöglichkeiten?
  • Wie sieht das kulturelle Angebot in der näheren Umgebung aus?

 

2.         Erreichbarkeit

  • Wie sieht es mit der Erreichbarkeit der Senioreneinrichtung für Angehörige, Freunde und Bekannte aus? Können Sie auf einen „Sprung“ vorbeikommen?
  • Ist die Pflegeeinrichtung für Besucher mit dem Auto oder öffentlichen Nahverkehrsmitteln gut erreichbar?
  • Sind genügend Besucherparkplätze vorhanden?
  • Wird ein Fahr- bzw. Begleitdienst und ein Hol- und Bringdienst angeboten?

 

3.         Ausstattung und Serviceangebote

  • Wirkt das Haus und die Anlage sauber und ordentlich?
  • Wie groß ist die Einrichtung? Wie viele Bewohner leben hier?
  • Sind das Haus, die Gemeinschaftsräume und die Bewohnerzimmer ansprechend gestaltet?
  • Wie ist die Atmosphäre? – Eher steril wie im Krankenhaus oder mondän wie in einem Hotel?
  • Ist das Haus übersichtlich gestaltet?
  • Sind die öffentlichen Räume gut erreichbar?
  • Gibt es eine gute Ausschilderung zur Auffindbarkeit öffentlicher Räume und der Bewohneretage und sind diese auch gut beleuchtet?
  • Ist die Einrichtung barrierefrei ausgestattet? Sind alle Bereiche gut mit Rollator oder Rollstuhl befahrbar?
  • Verfügt die Einrichtung über einen Fahrstuhl?
  • Gibt es genügend Aufenthaltsräume?
  • Verfügt das Haus über Fernsehräume, Hobbyräume, Fitnessräume, eventuell ein Schwimmbad, Friseur, Fußpflege, Kiosk, Cafeteria, Mensa oder Bibliothek?
  • Können private Feiern (Geburtstag) in einem separaten Raum abgehalten werden?
  • Können Angehörigen ein Gästezimmer für mehrtägige Besuche anmieten?
  • Sind eigene Haustiere erlaubt?
  • Sind die Besuchszeiten akzeptabel?
  • Müssen feste Ruhezeiten eingehalten werden?
  • Gibt es einen speziellen Ansprechpartner bei Fragen?
  • Werden feste Sprechzeiten für Gespräche mit der Heimleitung oder Pflegedienstleitung angeboten?
  • Werden die Angehörigen in das Geschehen der Pflegeeinrichtung mit eingebunden?
  • Ist die Einrichtung zertifiziert?
  • Gibt es ein Beschwerdemanagement und einen Kummerkasten?
  • Wie die Wäsche von der Einrichtung gewaschen und gebügelt?
  • Muss die Reinigung spezieller Wäschestücke selbst organisiert und bezahlt werden?

 

4.         Ausstattung der Bewohnerzimmer

  • Gibt es Einzelzimmer, Zweibettzimmer oder Apartements?
  • Genügt der Wohnraum?
  • Ist die Ausstattung des Zimmers ansprechend?
  • Ist das Zimmer hell, freundlich und wohnlich?
  • Verfügt das Zimmer über einen Balkon oder eine Terrasse?
  • Lassen sich die eigenen Räume individuell möblieren?
  • Können eigene Möbel und Einrichtungsgegenstände mitgebracht werden?
  • Werden die Zimmer regelmäßig gereinigt? Falls ja, in welchem Turnus?
  • Hat das Zimmer eine eigene Toilette, Dusche oder Bad?
  • Werden Notrufsysteme im Sanitärbereich und auch im Wohnbereich angeboten?
  • Gibt es ausreichend Haltegriffe und Aufstehhilfen?
  • Wie sieht es mit eigenen Telefon-, Internet- und Fernsehanschlüssen aus?
  • Gibt es einen Zimmersafe für persönliche Wertgegenstände?
  • Gibt es einen eigenen Zimmer- und Hausschlüssel?

 

5.         Verpflegungsangebot

  • Ist die Speisenauswahl vielfältig?
  • Ist das Essen frisch und gesund?
  • Wird ein Speiseplan mit Menü-Auswahl angeboten (z.B. Diätkost, Schonkost, vegetarische Gerichte)?
  • Gibt es eine eigene Heimküche oder wird das Essen aus einer Großküche geliefert?
  • Kann die Küche flexibel auf die Wünsche der Heimbewohner reagieren?
  • Gibt es Speisen und Getränke auch außerhalb der Essenszeiten?
  • Wie viele Mahlzeiten werden täglich angeboten?
  • Kann das Zimmer gegebenenfalls auch auf dem Zimmer eingenommen werden?
  • Entsprechen die Essenszeiten den Lebensgewohnheiten?
  • Wird bei Bedarf bei der Essensaufnahme geholfen oder bleiben die Heimbewohner sich selbst überlassen?

 

6.         Medizinischer, pflegerischer und therapeutischer Bereich

  • Kann der vertraute Hausarzt die medizinische Betreuung weiterhin übernehmen?
  • Kann die Krankenbehandlung durch die bisherigen Haus- und Fachärzte beibehalten werden?
  • Gibt es einen Arzt in der Einrichtung?
  • Ist zu allen Tages- und Nachtzeiten ausreichend Pflegepersonal anwesend?
  • Wie viel Personal wird für den Nachtdienst eingeteilt und über welche Qualifikation verfügt dieser?
  • Können sich die Pflegekräfte genügend Zeit für die Bewohner nehmen oder stehen sie unter Dauerstress?
  • Wie ist der Umgangston zwischen Pflegepersonal und Bewohnern?
  • Ist das Personal freundlich und aufgeschlossen?
  • Hat das Haus einen eigenen Sozialdienst?
  • Stellt der Sozialdienst auch Anträge für Pflegegrade und Hilfsmittel?
  • Gibt es eine seelsorgerische Betreuung für Bewohner und auch deren Angehörigen?
  • Kommen Psychopharmaka zum Einsatz?
  • Werden freiheitsentziehende Maßnahme eingesetzt?

 

7.         Freizeit- und Beschäftigungsangebote

  • Bietet das Seniorenheim gemeinsame Aktivitäten wie zum Beispiel Singen, Tanzen, Gesellschaftsspiele, Kreativprogramme, Lesestunden, Bildungsangebote, gemeinsame Spaziergänge, Kochen und Backen, Gedächtnistraining und Gehirnjogging an?
  • Wie sieht es mit kulturellen Ausflügen (z.B. Kino, Theater, Zoo) aus?   
  • Werden Gottesdienste angeboten?
  • Gibt es auf Wunsch auch eine religiöse Betreuung?

 

8.         Spezielle Angebote

  • Ist das Personal auch für bestimmte Krankheitsbilder wie zum Beispiel Diabetes, Krebs, Schlaganfall oder Demenz geschult?
  • Gibt es einen eigenen Wohnbereich für Demenzpatienten?
  • Können sich Demenzpatienten ausreichend bewegen?
  • Ist das Haus demenzgerecht eingerichtet?
  • Werden Weglauftendenzen berücksichtigt?
  • Gibt es spezielle Angebote für desorientierte Menschen?

 

9.         Weiteres

  • Muss innerhalb des Hauses umgezogen werden oder unter Umständen sogar ausgezogen werden, falls sich der Gesundheitszustand ändert?
  • Kommen Mitarbeiter des Seniorenheims auch zu einem kostenlosen Hausbesuch, um offene Fragen zu klären?
  • Wird ein individueller Pflegeplan erstellt?
  • Bietet man ein schriftliches Pflege- und Betreuungskonzept an?
  • Gibt es die Möglichkeit zum Probewohnen und Probeessen?
  • Bietet die Einrichtung ausführliches Informationsmaterial an?
  • Gibt es einen Heimbeirat, der den Heimbewohnern eine aktive Mitbestimmung ermöglicht?

           

Der erste Eindruck – Besuch vor Ort

Auf keinen Fall sollte man sich bei der Heimauswahl auf Zertifikate, Urkunden und schöne Worte der Heimleitung verlassen. Besser ist es, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Neben Ihrer Checkliste sollten Sie vor allen Dingen auch auf folgende Punkte achten:

  • Statten Sie dem Seniorenheim einen unangemeldeten Besuch ab!
  • Fragen Sie Heimbewohner nach deren Zufriedenheit!
  • Finden Sie heraus, welchen Ruf das Pflegeheim in der Nachbarschaft hat!
  • Lassen Sie sich das Haus zeigen!
  • Schauen Sie sich nicht nur die Eingangshalle an!
  • Lassen Sie sich auch das ein oder andere Zimmer, Wohnbereiche, Speisesaal etc. zeigen!
  • Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Sauberkeit des Hauses!
  • Wie wirken die Bewohner auf Sie – offen, agil, verängstigt oder apathisch?
  • Wie steht es mit dem Geruch im Haus? Riecht es frisch und sauber oder eher nach Urin?

Am besten ist es, sich so viele Seniorenheime wie möglich anzusehen und zwar gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person. Letzten Endes ist die Wahl des richtigen Pflegeheims eine persönliche Entscheidung, bei der man auch auf sein Bauchgefühl hören sollte.

 

Die Kostenfrage

Gerade in der heutigen Zeit spielt der Kostenfaktor eine große Rolle und die Preisunterschiede zwischen den Alten- und Pflegeheimen ist nicht unerheblich. Daher lohnt sich auch hier ein umfangreicher Preisvergleich der infrage kommenden Häuser. Wichtig zu wissen ist, dass die Pflegeversicherung gewöhnlich nur einen Teil des Heimentgelts trägt.

Daher sollte im Vorfeld genau geklärt werden, mit welchen Kosten man im Falle eines Einzugs zu rechnen hat.

  • Wie hoch sind die Kosten für die Heimunterbringung?
  • Fallen Zusatzkosten für eventuelle Serviceleistungen an?
  • Wie hoch ist der Eigenanteil?
  • Wie viel trägt die Pflegeversicherung?
  • Wie hoch ist der Anteil der Kostenübernahme bei einer privaten Pflegeversicherung?
  • Übernimmt das Sozialamt die Zuzahlung, wenn die Eigenbeteiligung nicht selbst aufgebracht werden kann?
  • Werden die eigenen Kinder die Kosten für das Pflegeheim übernehmen müssen?
  • Wie wird mit den Kosten umgegangen, wenn der Bewohner längere Zeit abwesend (z.B. Krankenhausaufenthalt, Urlaub oder Kur) ist?

 

Was muss vor der Unterzeichnung des Heimvertrages beachtet werden?

Im Heimvertrag werden die Rechte und Pflichten von Heimträger und Heimbewohner festgeschrieben. Die meisten Punkte sind in ihrer Ausgestaltung bundesweit gesetzlich vorgeschrieben. Dennoch zeigt sich immer wieder, dass viele Klauseln in Heimverträgen nicht den Anforderungen des Heimgesetztes genügen. Schon deshalb sollten Heimverträge einer genauen Überprüfung unterzogen werden.

Wichtige Punkte, die beachtet werden sollten, sind:

  • Ist der Heimvertrag einfach geschrieben und gut verständlich formuliert?
  • Sind alle Kosten klar und transparent aufgelistet?
  • Wie sieht es mit den Kündigungsfristen aus?
  • Kann das Heim dem Pflegebedürftigen kündigen?

Da vertraglich nicht geregelte Leistungen zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr eingefordert werden können, sollten alle Leistungen präzise und ausführlich aufgeführt sein. Um sicherzugehen, dass ein solcher Vertrag keine rechtswidrigen Klauseln enthält, sollte vor Vertragsunterzeichnung eine Beratung bei einem Anwalt oder der Verbraucherzentrale eingeholt werden.

 

Fazit

Letztendlich wird eine langfristige Entscheidung mit einem erheblichen Vertrauensvorschuss getroffen. Denn Sie geben Ihre Pflege in fremde Hände. Infolgedessen sollte man hundertprozentig davon überzeugt sein, die richtige Wahl getroffen zu haben.

 

Erfahren Sie in einer unserer nächsten Ausgabe mehr zu "Pflegeheim - Wer trägt welche Kosten?"