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Entlastungs- und Hilfsangebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen

15. Juni 2014

Das eigene Ich, die eigene Lebensgeschichte, die Fähigkeit, den Alltag zu meistern – all das verlieren Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Die Bedürfnisse der an Alzheimer oder anderen Formen der Demenz erkrankten Menschen ernst zu nehmen und an die noch vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten anzuknüpfen – das ist die Richtschnur der vielfältigen Entlastungs- und Hilfsangebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen.

 

Familien tragen die Hauptlast

In Deutschland werden mehr als die Hälfte der Demenzkranken von nahen Angehörigen – vor allem von ihren Ehepartnern, Töchtern oder Schwiegertöchtern - zu Hause betreut und gepflegt. Ein stabiles Lebensumfeld, vertraute Bezugspersonen und der Kontakt zu Freunden geben den Kranken Sicherheit und Stabilität. Dies ist wichtig, aber in der Realität nicht selbstverständlich.

Für Angehörige ist das eine immense Belastung. Verlangt sie von ihnen doch viel Engagement, Verzicht auf Freizeit und die Bereitschaft, gegebenenfalls „Rund-um-die-Uhr“ zu begleiten und zu unterstützen. Pflegende Angehörige stehen daher häufig unter hohem psychischen, physischen und sozialen Druck. Viele Angehörige berichten, dass sich während der Pflege ihre körperliche Gesundheit verschlechtert und sie häufiger Medikamente benötigen, das Freunde, Bekannte und Familienmitglieder den Kontakt meiden, dass sie ihren Beruf und ihre Hobbies aufgeben.  Zudem müssen sie mit Persönlichkeitsveränderungen des Betroffenen fertig werden.

Niemand kann diese schweren Aufgaben auf Dauer und ganz alleine erfüllen. Auch im Interesse des Kranken ist es wichtig und ratsam, mit den eigenen Kräften hauszuhalten und sich frühzeitig nach Möglichkeiten der Beratung und Entlastung umzusehen. Professionelle Hilfe kann hier eine wichtige Unterstützung sein.

Eine Reihe von Entlastungs- und Hilfsangeboten werden im Folgenden beschrieben. Adressen von Anbietern finden Sie direkt auf unserem Portal.

 

Ambulante Pflegedienste

Sie leisten einen oft unverzichtbaren Beitrag dazu, dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben können. Alle Pflegedienste betreuen auch demenzkranke Patienten. Einige beschäftigen auch Fachkräfte mit gerontopsychiatrischen Zusatzqualifikationen oder setzen Hauspflegekräfte ein, die eine gerontopsychiatrische Fortbildung absolviert haben.

 

Beratung

Viele Sozialstationen und Ambulante Pflegedienste bieten spezielle Beratungen für die Angehörigen von Demenzkranken an. Sie informieren über die Möglichkeiten finanzieller Unterstützung und regionaler Entlastungs- und Hilfsangebote.

 

Schulungen für pflegende Angehörige

Manche Ambulante Pflegedienste und Sozialstationen bieten regelmäßig Kurse an, in denen pflegerisches Grundwissen und Techniken vermittelt werden. In Spezialkursen zum Thema Demenz wird über das Krankheitsbild und den Umgang mit den Patienten informiert. Oftmals bieten diese Kurse auch die Gelegenheit, sich mit anderen pflegenden Angehörigen auszutauschen.

 

Betreuungsgruppen

Dies können Betreuungsgruppen sein, in denen demenzkranke Menschen für mehrere Stunden an einem Tag oder mehreren Tagen in der Woche betreut, begleitet und aktiviert werden. „Mensch-ärgere-dich-nicht“ spielen, spazieren gehen oder einfach nur ein kleines Schwätzchen bei Kaffee halten. In speziellen Betreuungsgruppen für Menschen mit Demenz gibt es viele Möglichkeiten, die Freizeit zu genießen und dabei noch vorhandene Fähigkeiten zu aktivieren und Fertigkeiten zu trainieren. Die Betreuungsgruppen werden in der Regel von einer qualifizierten Pflegefachkraft unter Einbeziehung ehrenamtlicher Helfer begleitet. Pflegende Angehörige sollen durch dieses Angebot Entlastung erfahren, sodass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfügung haben.

 

Tagespflegeeinrichtungen

Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf. Der Besuch einer Tagesstätte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden des Gastes aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehörigen.

In der Regel verfügen die Einrichtungen über einen Fahrdienst, so dass der Hin- und Rücktransport der Gäste problemlos von statten gehen kann. Die Anzahl der Tage, an denen die Tagespflege besucht wird, können individuell bestimmt werden. Empfehlenswert sind wöchentlich mindestens zwei Tage, da sich ansonsten der Gast kaum eingewöhnen kann.

 

Angehörigengruppen und Angehörigencafés

In Angehörigencafés finden sich Gleichgesinnte zum Austausch. Angehörigen- und Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, mit anderen Menschen, die sich in einer ähnlichen Pflegesituation befinden wie man selber, ins Gespräch zu kommen. Viele Angehörige nutzen das Angebot, um über ihre Sorgen, Ängste und Verzweiflung zu sprechen, aber auch um sich gegenseitig Unterstützung, Anregungen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufüllen.

           

Seniorenbetreuung

Die stundenweise Betreuung zu Hause ist kein Ambulanter Pflegedienst. Statt Pflege im Minutentakt werden Senioren stundenweise betreut. Dabei unterstützen die Dienstleister Senioren zuhause, helfen im Haushalt, begleiten Senioren außer Haus, unterstützen bei der Grundpflege und leisten Senioren Gesellschaft. Viele Unternehmen bieten daneben auch die Demenzbetreuung an. Pflegende Angehörige erfahren so eine stundenweise Entlastung.

 

Verhinderungspflege

Wenn Angehörige wegen Urlaub, Krankheit oder aus anderen Gründen an der Pflege gehindert sind, kann die sogenannte Urlaubs- bzw. Verhinderungspflege in Anspruch genommen werden. Für maximal 28 Tage pro Jahr ist es möglich, die erkrankte Person beispielsweise durch einen Ambulanten Pflegedienst oder eine nahe stehende Person zu Hause versorgen zu lassen, wenn die Hauptpflegeperson verhindert ist.

 

Urlaub für Demenzkranke und ihre Angehörigen

Urlaubsangebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Familienangehörigen zugeschnitten sind, werden zunehmend geschaffen. Urlaub machen, einfach mal ausspannen und sich erholen, das ist auch für pflegende Menschen eine wesentliche Voraussetzung, Kraft und Energie für den Alltag zu tanken. Angehörige trauen sich oft nicht mit einem Demenzkranken zu verreisen. Doch bei dieser Urlaubsform erfahren Angehörige während ihrer Urlaubszeit kompetente Unterstützung und Begleitung und mit Hilfe spezialisierter Veranstalter ist der gemeinsame Urlaub durchaus machbar.

 

Wohn- und Hausgemeinschaften

 Für demenzkranke Menschen, die nicht mehr von ihren Angehörigen betreut werden können, hat sich das Zusammenleben in Wohn- und Hausgemeinschaften bewährt. Hier leben zwischen acht und zwölf Menschen in familiärer Atmosphäre zusammen. Wo immer es möglich ist, beteiligen sich die Senioren an der Hausarbeit, zum Beispiel beim Kochen. Für viele ist es eine neue Erfahrung, nach vielen Jahren der Passivität wieder in der Küche mitzuhelfen oder Ideen für den wöchentlichen Speiseplan einzubringen. Dabei werden sie von sogenannten Alltagsbegleitern entsprechend ihrer Fähigkeiten geleitet und unterstützt.

 

Wichtig ist, dass pflegende Angehörige sich regelmäßig Verschnaufpausen verschaffen, um körperlich und seelisch gesund zu bleiben. Wer sich frühzeitig Hilfe von außen holt, verliert sich selbst als Mensch nicht aus dem Blick und schöpft aus der Selbstpflege Kraft für die liebevolle Begleitung seines Angehörigen.