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Neuer Bluttest diagnostiziert mehr als 20 Krebsarten

11. Okt. 2019

mikroskop mikroskopische untersuchungKrebserkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen. Meist wird er erst entdeckt, wenn er sich bereits über Jahre im Körper ausgebreitet hat. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Krebs ein Sammelbegriff für eine Vielzahl verwandter Krankheiten mit gemeinsamen Merkmalen: Anfänglich normale Körperzellen vermehren sich unkontrolliert, wachsen in gesundes Gewebe ein, zerstören dieses und werden dann zu Krebszellen. Bei vielen Krebsarten entwickeln Krebszellen eine Geschwulst, auch Tumor genannt. Sie können sich aber auch von ihrem Ausgangspunkt entfernen und in andere Körperstellen Tochtergeschwülste bilden, sogenannte Metastasen.

Seit Jahren arbeiten Forscher an einer Krebsfrüherkennung. Nun haben Forscher des renommierten Dana-Farber Cancer Institute in Boston einen neuen Bluttest entwickelt, der mehr als 20 Krebsarten zuverlässig diagnostizieren soll.

Bei diesem Bluttest kommt die sogenannte Next Generation Sequencing-Technologie (NGS) zum Einsatz. Hierbei wird die menschliche DNA auf chemische Markierungen untersucht, die von den schnell wachsenden Krebszellen ins Blut abgegeben werden. Man sucht folglich nach Spuren von Tumorzellen im Blut. Denn lange Zeit, bevor eine Krebserkrankung offenkundig wird, schwimmen dort die abgestorbenen Krebszellen. Die Methode, um Krebs im Blut nachzuweisen, wird als „Liquid Biopsy“ (flüssige Biopsie) bezeichnet.

In der wissenschaftlichen Studie wurden 3.583 Personen einbezogen, 2.053 Gesunde sowie 1.530 Krebspatienten. Letztere hatten mehr als 20 verschiedene Krebsarten. Dazu gehören unter anderem:

  • Brustkrebs
  • Darmkrebs
  • Speiseröhrenkrebs
  • Gallenblasenkrebs
  • Magenkrebs
  • Kopfkrebs
  • Halskrebs
  • Lungenkrebs
  • Eierstockkrebs
  • Bauchspeicheldrüsenkrebs

 

Der Bluttest erkannte Krebspatienten nach Stadium ihrer Krankheit mit verschiedenen Wahrscheinlichkeiten:

Stadium      Genauigkeit     
I 32 Prozent
II 76 Prozent
III 85 Prozent
IV 93 Prozent

 

Der Bluttest fiel umso genauer aus, je weiter die Krebserkrankung fortgeschritten war. Wurde durch den Bluttest eine Erkrankung offenkundig, lag er in 99,4 Prozent aller Fälle richtig. Mit anderen Worten: Nur 0,6 Prozent der Ergebnisse waren fehlerhaft. In 89 aller Erkrankungsfälle war es den Wissenschaftlern sogar möglich, den Ursprungsort genau zu lokalisieren.

Die Resultate der neuen wissenschaftlichen Untersuchung zeigen, dass solche Bluttests praktikabel sind, um Menschen auf Krebs zu untersuchen. Jedoch gibt es auch Schwachstellen, denn nur bei stark fortgeschrittenen Krebserkrankungen im Stadium IV kann von einer relativ genauen Diagnostik gesprochen werden. Hingegen ist der Bluttest für Erkrankungen im Frühstadium als Diagnosemittel mit 32 Prozent Testgenauigkeit weniger geeignet.

Allerdings kann auch schon eine frühere Diagnose - mit einer geringeren Testgenauigkeit - an häufig auftretenden Krebserkrankungen bereits dazu führen, dass viele Patienten bessere Heilungschancen hätten. Viele Menschenleben ließen sich retten, wenn Krebsarten entdeckt werden, bevor sich die Krebserkrankung durch Symptome bemerkbar macht. Dafür müsste aber der Bluttest flächendeckend eingesetzt werden und noch besteht keine eindeutige Antwort darauf, ob und wann dies der Fall sein wird.

In der Krebsforschung ist der Bluttest keineswegs neu. Daher hoffen Experten, dass ein solcher Test in etwa zwanzig Jahren soweit gereift ist, dass ihn jeder ab einem gewissen Alter durchführen lassen kann. Ursächlich hierfür ist, dass es mehr als 200 unterschiedliche Krebsarten gibt und jede Art zahlreiche molekulare Untergruppen aufweist. Daneben verändert der Krebs sein genetisches Profil, sobald er mit dem streuen beginnt.

 

Erläuterung

Stadium I
Im sogenannten Frühstadium handelt es sich zumeist um einen kleinen Krebs oder Tumor. Er ist noch nicht tief ins Gewebe vorgedrungen und hat auch noch nicht in die Lymphknoten oder andere Körperstellen gestreut.

Stadium II und Stadium III
Größere Krebsgeschwüre oder Tumore sind bereits tief ins umliegende Gewebe eingedrungen. Ein Befall der Lymphknoten ist möglich, nicht aber eine Streuung in andere Körperbereiche.

Stadium IV
Im sogenannten fortgeschrittenen Stadium hat der Krebs bereits in andere Körperregionen gestreut.